John Bowlbys Werk über die Bindungstheorie gehört zu den Klassikern der Psychologie. Seine Untersuchungen aus den 1960er Jahren sind wegbereitend und Ausgangspunkt für viele neuere psychologische Forschungen. Bindung, das heißt die sichere Beziehung zur Mutter, zum Vater oder zu einer anderen Bezugsperson, ist ein grundlegendes menschliches Motiv. Sie prägt den Menschen bis ins Erwachsenenalter und ist mitverantwortlich für die Gestaltung aller späteren Beziehungen. - Im Band „Verlust“ vergleicht John Bowlby die Reaktion eines Kindes, das die Bezugsperson verliert, mit der eines Erwachsenen, dessen Partner oder Kind stirbt. Bowlby zeigt in vielen Fallbeispielen, welche Faktoren die Trauerarbeit beim Kind und beim Erwachsenen beeinflussen. Seine Forschungsergebnisse geben bahnbrechende Impulse für alle, die Menschen bei der Bewältigung ihrer Traumata begleiten.
Als Grundlage für eine professionelle Arbeit mit Trauernden ist dieses Buch sicherlich aus wissenschaftlichen Erkenntnissen heraus sehr ausführlich gehalten und gut gegliedert. Viele Beispiele aus der Praxis ergeben einen insgesamt guten Überblick zum Thema Verlusterleben, Trauer und Depression.
In einem Studium im Fach Psychologie werden mit den Inhalten dieses Buches Grundlagen für ein Wissen geschaffen, welche sicher hilfreich für die berufliche Praxis sind. Das Zusammenspiel eigener Erfahrungen im Umgang mit Trauernden und die theoretische Grundlage aus der Fachliteratur führen zu einer professionellen Kompetenz, welche den Hilfesuchenden gerecht wird.
Insbesondere die Frage nach Risikotrauer und mögliche Hilfestellungen werden intensiv bearbeitet. Hier fließen im Wesentlichen wissenschaftliche Erkenntnisse ein und erklären umfassend verschiedene Verhaltensmuster auf psychologischer Grundlage.
Für die Arbeit mit Trauernden hilft das Werk Zusammenhänge besser zu verstehen und ist zum Nachschlagen bei Grenzfällen gut geeignet.
Rezension: ein Hospizmitarbeiter, Stationäres Hospiz Bietigheim-Bissingen, im Juni 2010
